Flexibel und liebevoll: die Leihoma für Randstunden zwischen Kita und Feierabend

„Es war Sympathie auf den ersten Blick“, erinnert sich Angela Miksch aus Berlin an die erste Begegnung mit ihren zukünftigen Leih-Enkelkindern. Die 61-Jährige kümmert sich zwei Mal pro Woche nachmittags für zwei bis drei Stunden um den drei Jahre alten Elias* und seine 6-jährige Schwester Leonie Fritzsche*, während Mama und Papa noch im Büro sind.

„Meistens hole ich die beiden um 16 Uhr aus der Kita ab und betreue die Kinder bis gegen 18 Uhr“, erzählt Frau Miksch. „Aber es kommt schon mal vor, dass ich um halb sechs eine SMS bekomme, ob ich noch eine halbe Stunde länger bleiben kann. Und das mache ich dann gerne, denn ich habe ja keine wirklichen Verpflichtungen mehr.“

Die Leihoma weiß, dass Elias’ und Leonies Vater, der bei einem Partnerunternehmen von famPLUS beschäftigt ist, sehr glücklich ist über ihre Flexibilität. Sie freut sich im Gegenzug, Sinnvolles zu tun, das mit Kinderlachen und Zuneigung vergolten wird.

Bei Familie Fritzsche ist Leihoma Miksch auf Minijob-Basis beschäftigt, andernorts besucht sie eine junge Alleinerziehende und ihr Baby im Auftrag einer gemeinnützigen Organisation als ehrenamtliche Familienpatin. „Man braucht eine Aufgabe im Leben und muss auch mal raus aus den eigenen vier Wänden“, erklärt die vor Tatendrang und Lebenslust sprudelnde Frau, die nach einem familiär bedingten Umzug nach Berlin im vergangenen Jahr keinen festen Arbeitsplatz mehr fand.

Trotzdem hadert Leihoma Miksch nicht mit ihrem Schicksal. Im Gegenteil, sie genießt die gemeinsamen Stunden mit den beiden Kindern, die sie aufrichtig in ihr Herz geschlossen hat. „Ich bringe die Kinder auch mit meinem Auto von der Kita zu einem Geburtstag, wenn sie irgendwo eingeladen sind. Mir macht das richtig viel Spaß“, berichtet die 61-Jährige, die viel zu rüstig ist, um nur im Park zu sitzen und Däumchen zu drehen.

Besonders freut die Eltern von Elias und Leonie, dass Frau Miksch nicht nur abends flexibel ist, sondern auch ausdrücklich angeboten hat, dass sie schnell zur Stelle ist, wenn mal ein Kind krank wird oder sonst Not am Mann ist. „Ich bin jederzeit erreichbar und habe extra eine Rufweiterleitung eingerichtet, damit ich auch unterwegs die Anrufe aufs Handy bekomme“, sagt Leihoma Miksch.

Und wenn sie mal verreisen möchte oder die Familie in den Urlaub geht? „Dann sprechen wir uns rechtzeitig ab, das klappt nahtlos“, versichert Elias’ und Leonies Leihoma, die sich selbst als „Reisetante“ bezeichnet und bei aller Liebe zu Kindern auch noch andere Hobbys hat. Vielleicht ist das auch ihr Erfolgsrezept für die Freude am Kindersitten – eine gute Balance zwischen eigenen Interessen und der Bereitschaft, sich auf zwei kleine Wesen einzulassen. „Mir reicht das von der Auslastung und ich bin doch ziemlich erschöpft, wenn ich die Kinder mal vier Stunden am Stück betreue. Das ist schon eine große Verantwortung“, gibt Leihoma Miksch ehrlich zu. Eine Verantwortung, die sie als lebenserfahrene Frau, die selbst eine längst erwachsene Tochter hat, allerdings aus freien Stücken trägt.

„Ich tue etwas Gutes und werde gebraucht“, stellt Angela Miksch zufrieden fest, die sehr viel Gefallen an der Tätigkeit als Leihoma gefunden hat. Die beiden Familien, die sie regelmäßig besucht, können sich glücklich schätzen.

*Name der Familie von der Redaktion geändert

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