Brasilianerin müsste man sein. Oder Südafrikanerin, oder auch Indonesierin. Denn Frauen aus diesen Ländern sind weltweit am optimistischsten, was die Vereinbarkeit von Beruf und Familie angeht, wie eine neue Studie von Thomson Reuters und der Rockefeller-Stiftung zeigt. Insgesamt 9500 Frauen aus den 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländern wurden dafür befragt.
Und das Ergebnis ist eindeutig: Dort, wo Frauen auf familiären Rückhalt bei der Kinderbetreuung bauen können oder die staatliche Kinderbetreuung besonders gut ausgebaut ist, schätzen die Frauen ihre Chancen, eine Familie und ihre Karriere unter einen Hut bringen zu können, als besonders gut ein. Deutschand und Japan bilden dabei das traurige Schlusslicht: Nur 17% der Japanerinnen und 21% der deutschen Frauen halten es für möglich, Karriere und Familie gut zu vereinbaren. Auf dem drittschlechtesten Platz landet mit deutlichem Abstand Großbritannien, wo dies immerhin 29%, also fast jede dritte Frau, für machbar halten. Auch bei der umgekehrten Fragestellung, ob die Frauen es für schwierig hielten, Karriere und Familie zu vereinbaren, ist Deutschland negativer Spitzenreiter: 37 % der deutschen Frauen denken, dass ihre Karriere mit der Geburt eines Kindes zu Ende ist.
Grund für diese Misere seien neben den fehlenden Kinderbetreuungsmöglichkeiten für deutsche Mütter auch mangelnde Familienfreundlichkeit der Arbeitgeber, eine konservative Einstellung zu Rollenaufteilungen gerade in Westdeutschland, und die Anwesenheitskultur mit langen Arbeitstagen, wenn Mitarbeiter verantwortungsvolle Positionen anstrebten, sagen Wissenschaftler des Max Planck Instituts. Flexible Arbeitszeiten, mehr Ganztagsschulen und eine Erweiterung des Kitaangebots sowie die Abkehr vom klassischen Rollenbild der Frau, die in Teilzeit oder gar nicht berufstätig ist, würden Abhilfe schaffen, so Fachleute. Denn eine Familie als kostenlose Kinderbetreuung haben in Deutschland die wenigsten vor Ort – und das wird wohl auf absehbare Zeit so bleiben.
Quellen: http://af.reuters.com/article/commoditiesNews/idAFL5N11V2R820151012