WHO erkennt Burnout als Faktor für Gesundheitsschäden an

Seit Jahren steigt die berufliche Belastung bei Mitarbeitenden aller Berufsgruppen. Immer mehr klagen über Burnout-Symptome, wie Erschöpfung und geringere Leistungsfähigkeit. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat jetzt erstmals Burnout als einen Faktor für Gesundheitsschäden anerkannt. Ab 2022 wird Burnout somit in der International Classification of Diseases (ICD-11), dem Verzeichnis, das weltweit zur Verschlüsselung von Diagnosen dient, mit einer eigenen Beschreibung gelistet sein.

Wie viele bereits unter einem Burnout leiden, zeigt eine Umfrage der pronova BKK aus dem Jahr 2018. Ihr zufolge fühlt sich bereits jede*r zweite Bundesbürger*in von einem Burnout bedroht. 60 Prozent gaben an, zumindest zeitweise unter typischen Burnout Symptomen wie anhaltende Erschöpfung, innere Anspannung und Rückenschmerzen zu leiden. Als häufigste Ursachen wurden ständiger Termindruck (34 Prozent), emotionaler Stress durch Kunden oder Patienten (30 Prozent), Überstunden und schlechtes Arbeitsklima (jeweils 29 Prozent) angegeben.

So ist auch die hohe Zahl der Betroffenen in Berufsgruppen mit einer hohen sozialen Interaktion zu erklären. Seit einigen Jahren führen laut statist.de Berufe im Dialogmarketing die Liste, der am stärksten von Burnout betroffen Berufsgruppen, an. 2017 lag die Anzahl der Arbeitsunfähigkeitstage in dieser Gruppe bei 313,4 Tage je 1.000 AOK-Mitglieder. Gefolgt von Aufsichts- und Führungskräften im Verkauf (312,1) und sämtlichen Berufen in der Altenpflege (280,3).

Angaben der AOK zufolge hat die Anzahl der Burnout Diagnosen in den vergangenen 10 Jahren vervierfacht. Dieser rapide Anstieg kann aber nicht ausschließlich auf die steigende Belastung im Arbeits- und Berufsleben zurückgeführt werden, sondern auch die in der Gesellschaft gestiegene Sensibilität für das Thema spielt dabei eine Rolle.

Viele Jahre als „Mode-Erkrankung“ abgetan, hat die WHO bei ihrem diesjährigen Treffen Burnout erstmals als Faktor für Gesundheitsschäden anerkannt. Galt die Diagnose „Burnout“ bisher als eine Zusatzdiagnose vor allem zur Depression, wird der Belastungszustand jetzt als ein Syndrom definiert, das auf „chronischen Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich verarbeitet wird“ zurückgeführt wird. Laut der WHO Gesundheitsexperten äußert sich ein Burnout in einem dauerhaften Gefühl der Erschöpfung, geistige Distanz oder eine negative Haltung zum eigenen Beruf sowie geringere Leistungsfähigkeit. Explizit wird aber darauf hingewiesen, dass der Begriff des Burnouts ausschließlich im beruflichen Kontext und nicht „für Erfahrungen in anderen Lebensbereichen“ verwendet werden sollte.

Johannes Winklmair, Fachleitung Pflegeberatung & Psychosoziale Beratung bei famPLUS, weiß: „Viele Arbeitnehmenden wollen sich nicht „outen“. Sie befürchten berufliche Nachteile, wenn sie zugeben, sich in einer Ausnahmesituation, wie zum Beispiel der Pflege von Angehörigen, zu befinden.“ Er weiß aber auch: „Je früher sich die Betroffenen in einem solchen Fall Hilfe holen, desto geringer ist die Gefahr, in einen Burnout zu rutschen.“ Auch bei Anzeigen wie Übellaunigkeit, Gereiztheit, einem Gefühl des Versagens, vermindertem Interesse am Beruf oder Aufgabenbereich oder einer permanenten Kraftlosigkeit und Erschöpfung, empfiehlt er, das Gespräch mit Expert*innen zu suchen.

Viele Unternehmen haben bereits Rahmenverträge mit Anbietern von Employee Assistance Programmen (EAP). Hier wird den Angestellte der Unternehmen unbürokratisch, schnell und anonym geholfen. „Oftmals hilft es schon, wenn man mal mit einer unbeteiligten, aber für den Fall professionell ausgebildeten, Person sprechen kann. Viele sehen dann plötzlich ein Licht am Ende des Tunnels und schöpfen neue Energie.“, so Winklmair.

 

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