Leihoma – Ein Herzensjob
von Nicole Beste-Fopma
Dass die Oma oder der Opa auf die Kinder aufpasst, während die Eltern ihrem Beruf nachgehen, ist nicht mehr selbstverständlich. Entweder wohnen sie zu weit weg, sind selbst noch erwerbstätig oder zu alt. Auf der anderen Seite gibt es viele ältere Menschen, die sich sehr gerne um kleinere Kinder kümmern würden. Viele dieser Menschen haben aber entweder (noch) keine Enkel oder diese wohnen auch zu weit weg. famPLUS bringt bereits seit 2010 diese beiden Gruppen zusammen, ein Gewinn für beide Seiten.
Isabel Weiß ist so eine „Leihoma“ – aber eher eine untypische. Die quirrelige, lebensfrohe Hamburgerin mit, wie sie selber sagt, „spanischem Temperament“, gehört mit ihren 55 Jahren eher zu den jüngeren Leihomas. Und als Mutter einer erst 13-Jährigen passt die Bezeichnung „Leihoma“ auch nicht wirklich. Aber sie trägt diesen Titel mit Stolz und sieht ihn eher als Berufsbezeichnung.
„Leihoma zu sein, ist für mich ein Herzensjob!“
Während wir telefonieren sitzt Isabel Weiß gerade im Auto auf dem Weg von einer „neuen“ Familie zurück zu ihrer Tochter. Weiß ist Frührentnerin, alleinerziehend und möchte sich gerne etwas dazu verdienen. Die Arbeit als Leihoma ist für sie ein Herzensjob, in den sie eher zufällig „reingerutscht“ ist. Auf die Idee brachte sie eine Freundin. Diese betreibt auf Mallorca eine Kinderbetreuung. Die heutige Leihoma aus Leidenschaft hatte überlegt, wieder nach Spanien zurückzukehren, wo sie viele Jahre gearbeitet hatte. Also machte sie bei ihrer Freundin ein zweimonatiges Praktikum. Das Arbeiten mit Kindern war für sie so bereichernd und befriedigend, dass sie zwar beschloss, Spanien wieder den Rücken zu kehren, nicht aber den Kindern. Die Idee, als Leihoma in Hamburg zu arbeiten war geboren. „Ich liebe Kinder. Ganz besonders die ganz Kleinen. Wahrscheinlich auch, weil ich die erste Zeit mit meiner eigenen Tochter nicht so intensiv erleben durfte. Ich habe immer voll gearbeitet und meine Tochter betreuen lassen“, berichtet Weiß. Diese eigenen Erfahrungen nutzt sie heute im Umgang mit den Müttern. Sie weiß, wie schwer es diesen manchmal fällt, die Kleinen in andere Hände zu geben.
„Durch den Workshop wird diese ganze „Geschichte“ seriöser.“
Seit 2015 veranstaltet famPLUS in den Metropolregionen Workshops für Leihgroßeltern. Als neu rekrutierte Leihoma nahm Weiß zunächst an dem eintägigen famPLUS Workshop teil, um so auf ihre Aufgabe optimal vorbereitet zu sein. Gemeinsam mit acht Leihomas und zwei Leihopas lernte Frau Weiß alles über ihre Rechte und Pflichten als Leihoma, bekam einen Einblick in die Phasen der kindlichen Entwicklung und erhielt Tipps für Bücher und Spiele. Als besonders hilfreich empfand die angehende Leihoma die Hinweise zum Thema Versicherungen: „Ich war mir nicht bewusst gewesen, wie wichtig es ist, dass ich mir beispielsweise unterschreiben lasse, dass ich die Kinder in meinem Auto transportieren darf.“ Ebenfalls sehr genossen hat sie den Austausch unter den Leihomas und -opas. „Das waren die Bank durch nur interessante, sympathische und sehr herzliche Menschen,“ schwärmt sie noch heute. „Ich fände es wunderbar, wenn wir uns regelmäßig bei einem Stammtisch austauschen könnten.“ Weiß’ Fazit zum Workshop: „Durch den Workshop wird diese ganze „Geschichte“ seriöser. „Leihoma“ wird dadurch zu einer Berufsbezeichnung.“
Leihoma als Teilzeitjob oder nur wenige Stunden pro Woche
Insgesamt arbeitet Weiß vier Tage pro Woche mit maximal sechs Stunden pro Tag. „Wie viel eine Leihoma arbeitet, hängt ganz von der Leihoma selbst ab,“ erklärt Verena Koch, bei famPLUS Bereichsleiterin für Kinderbetreuung. „Wir haben Leihomas wie Frau Weiß, die das schon fast als einen Teilzeitjob betreiben, aber wir haben auch durchaus Leihomas und -opas, die das nur wenige Stunden pro Woche machen. Da es bei dem Bedarf der Familien ähnlich aussieht, passt das ideal.“ Auch hinsichtlich der Regelmäßigkeit arbeiten die Leihgroßeltern sehr unterschiedlich, weiß Koch zu berichten: „Wir haben Leihgroßeltern, die jede Woche an einem bestimmten Tag bei einer bestimmten Familie sind und hier beispielsweise die Randzeiten überbrücken. Also, die Stunden, wenn die Kita bereits zu, die Eltern aber noch nicht zu Hause sind. Wir haben aber auch Leihgroßeltern, die gerne mal eine Notfallbetreuung übernehmen, wenn zum Beispiel der Nachwuchs krank ist, im Job aber ein wichtiger Termin ansteht.“
Leihgroßeltern betreuen Kinder jeden Alters
Erzählt Weiß von „ihren“ Kindern, gerät sie regelrecht ins Schwärmen. „Gerade gestern war ich wieder bei meinem kleinen Sonnenscheinjungen. Irgendwie hatte der Tag nicht so optimal gestartet,“ erzählt sie, „als ich ihn dann aber sah, war alles wie weggeblasen.“ Weiß betreut aber nicht nur Babies. Eines ihrer ersten Kinder war schon sieben, als sie die Betreuung übernahm. Sie hat die Kleine von der Schule geholt, gemeinsam mit ihr gegessen, Hausaufgaben gemacht und gespielt. „Das ist natürlich ganz anders als auf Babies aufzupassen, macht aber auch sehr viel Spaß,“ weiß Weiß. Auf die Frage nach ihrer größten Herausforderung, antwortet Weiß mit Schweigen. „Ich habe als Leihoma genau das Richtige für mich gefunden. Hier kann ich so viel Liebe geben und Müttern, aber natürlich auch Vätern helfen. Was kann es schöneres geben?!“
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