In Hamburg können Schulkinder ganz besondere Ferien verbringen: Lernferien, die das Selbstbewusstsein und die Freude am Lernen fördern und die persönliche Weiterentwicklung stärken. Mit Nachhilfe oder einem Lerncamp hat das Ganze nichts zu tun – Firmengründerin Hannah Schmidt-Friderichs erzählt sogar, dass die meisten Kinder gerne länger als die 2 Wochen mitmachen würden, die ihre Eltern für sie bei climb gebucht haben. Warum famPLUS und climb zusammenarbeiten und wie diese Lernferien genau aussehen, haben wir Frau Schmidt-Friderichs im Interview gefragt. Die Fragen stellte Christine Finke.
Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit famPLUS, Frau Schmidt-Friderichs?
Wir haben uns getroffen, als uns der Vodafone Act for Impact Preis 2013 verliehen wurde. Damals waren wir mitten in der Gründungsphase, und Dr. Solf von famPLUS kam auf uns zu, um uns zu sagen, wie spannend er unsere Geschäftsidee findet. Wir kamen dann ins Gespräch und haben unser Konzept gezielt auch auf die Betreuung von Firmenkunden hin entwickelt. Bis zum 1. Juni 2015 haben wir sogar noch ein gemeinsames Büro in Hamburg – nun reicht leider der Platz nicht mehr für unsere stark wachsenden Firmen. Es war eine sehr schöne Zeit, die ich nicht missen möchte!
Ferien und Lernen klingt ja zuerst einmal nicht wirklich angenehm. Was sagen denn die Kinder, die zu ihnen geschickt werden?
Die finden das toll! Es sind 6-12 Jährige, und wir schaffen es immer, das Kind auf seinem jeweiligen Niveau abzuholen. Bei uns sind die Klassen altersgemischt und wir arbeiten ohne Druck, rein auf Motivationsbasis. Dafür ist im normalen Schulalltag oft keine Zeit. Die Kinder erfahren bei uns eine enorme Stärkung ihres Selbstbewusstseins, weil sie Freude am Lernen bekommen. Das ist eine sehr aufbauende Erfahrung, von der sie auch lange nach Beendigung der Ferienschule profitieren können.
Und was für Lernferien bieten Sie genau an? Gibt es da unterschiedliche Programme?
Die meisten Eltern buchen bei uns ein 2-Wochen Paket, die Lernferien finden jeweils unter einem bestimmten Motto statt. Da gibt es zum Beispiel „Sport und Ernährung“, „Forschen und Entdecken“, „Mein Stadtteil“ oder „Berufe“. Dabei geht es eher ums Lernen lernen als um das klasssische Pauken, und schon gar nicht um Frontalunterricht. Wir unterrichten zwar Mathe und Deutsch, unser Fokus liegt aber mehr auf Selbst-, Sozial und Methodenkompetenzen als auf dem reinen Fachwissen.
Wo finden die Lernferien statt?
Ganz klassisch in Schulräumen hier in Hamburg oder auch in anderen Städten wie zum Beispiel in Dortmund. Die Schulen stellen uns ihre Räume in den Ferien zur Verfügung, sodass unsere Lernferien direkt in Grundschulen stattfinden können. Das ist praktisch, weil die Kinder sich da oft schon auskennen und auch deswegen, weil dort schon alles vorhanden ist, was man für Unterricht braucht – unter anderem kindgerecht eingerichtete Räume und viel Schulmaterial. Natürlich können wir unsere Lernferien auch in Räumen von Unternehmen durchführen, die passend eingerichtet werden können.
Und wie sieht der Unterricht aus? Ist das ein ganz normaler Schultag?
Oh nein. Wir fangen morgens mit einem gemeinsamen Frühstück an, um 9 Uhr. Danach finden 2 x 90 Minuten Unterricht statt, Mathe und Deutsch. Wir haben ein abwechslungsreiches Programm in den Lernzeiten und achten dabei immer auf einen stärkenorientierten Blick auf die Kinder und suchen den passenden Unterrichtsstoff. Es gibt natürlich eine Pause am Vormittag. Gegen 13 Uhr endet der Vormittagsunterricht. Dann essen die Schüler gemeinsam, es ist Zeit zum Spielen und Ausruhen.
Um 14 Uhr beginnt das Nachmittagsprogramm mit einer Projektzeit, in der Musik, Kochen oder Basteln auf dem Programm stehen. Die Projekte passen jeweils zum Motto und geben die Kindern die Möglichkeit, ihre überfachlichen Kompetenzen wie Konzentration, Mut oder Durchhaltevermögen auch in einem anderen Kontext nochmal einzusetzen und zu üben. Um 16 Uhr endet der Lerntag mit einem gemeinsamen Abschlusstanz. Unterrichtstage sind Montag bis Freitag.
Also sollte man sich das nicht wie Nachhilfe vorstellen, richtig?
(Lacht) Nein, überhaupt nicht, auf gar keinen Fall! Wir wollen Spaß am Lernen vermitteln und überfachliche Kompetenzen. Die Kindern lernen auf ihre Stärken zu gucken und diese auszubauen. In den Schulen und bei der Nachhilfe wird oft auf die Schwächen geschaut. Unser Ansatz ist zu gucken: „Was kann ich schon und wie kann ich das einsetzen?“
Unterrichten bei Ihnen Lehrer?
Ja und nein. Wir arbeiten mit angehenden Pädagoginnen und Pädagogen zusammen, Lehramtsstudierenden und angehenden ErzieherInnen und Erziehern. Genauso machen bei uns aber auch junge Menschen mit, die einen ganz anderen Hintergrund haben und Lust haben, sich dieser Herausforderung zu stellen und ihre Freude am Lernen weitergeben möchten.
Diese Erwachsenen sind bei uns dann Lernferien-Lehrerinnen und -Lehrer und betreuen zu zweit oder dritt jeweils etwa 15 Kinder. Und dabei lernen die Erwachsenen bei uns mindestens genauso viel wie die Kinder – über sich, ihre Rolle, ihre Stärken und ihre Ziele. So schließt sich der Kreis. Es haben wirklich alle etwas davon.
Wieviel Geld müssen Eltern ausgeben, wenn sie ihr Kind in die Lernferien geben wollen?
Eine Woche kostet etwa 550 €, wir haben aber als gemeinnützige GmbH auch etliche Schüler, die über Stipendien und Spenden zu uns kommen. Das ist uns auch wichtig, wir wollen Bildung in die Breite tragen und weder elitär noch speziell für „Problemkinder“ da sein.
Nützt das den Kindern denn etwas, wenn sie danach wieder in ihre normale Schule gehen?
Sogar sehr viel. Wir hören von den Eltern und von den Kindern, dass die Erfolgserlebnisse, die sie bei uns in den Lernferien haben, ihnen im Alltag sehr viel Selbstbewusstsein geben und nachhaltig Lust auf Lernen machen. Am Ende des Ferienprogramms nehmen die Kinder einen individuellen Feedbackzettel mit, der ihnen zeigt, was sie alles geschafft haben.
Je nach Wunsch sammeln wir in unserem Team auch besondere Momente und Beobachtungen zu einzelnen Kindern, die wir dann an die Klassenlehrerinnen und –lehrer weitergeben, damit an die Erfolge aus den Ferien auch im Unterricht angeknüpft werden kann. Durch unsere enge Anbindung an die Schulen haben die Kinder dann wirklich lange etwas von unseren Lernferien.
Linktipp: http://www.climb-lernferien.de/
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