Mobile Arbeit familienbewusst

Silke Luinstra, Auditorin für das von der Hertie-Stiftung initiierte audit berufundfamilie, hat "Vereinbarkeit" zu Ihrem zentralen Thema gemacht. Ihr ist ein wichtiges Anliegen, dass alle - Männer wie Frauen - Beruf und Familie in einer gesunden Weise vereinbaren können. Unternehmen profitieren von motivierteren, engagierten Mitarbeitern - und von handfesten ökonomischen Vorteilen, z.B. durch nachgewiesen geringeren Krankenstand und sinkende Fluktuation. Für famPlus erläutert sie die Faktoren, wie mobiles Arbeiten familienbewusst gelingen kann.

Es ist längst Realität: Laptop und Smartphone genügen für viele Aufgaben. Projekte werden auf der Terrasse geplant, Arztbriefe im häuslichen Arbeitszimmer verfasst und selbst komplexe Ingenieurszeichnungen dank moderner Kollaborationssoftware gemeinsam erstellt, auch wenn einzelne Teammitglieder gerade im Hotel oder im Café sitzen. Beruf und Familie sollten angesichts dieser Flexibilität besser unter einen Hut zu bringen sein. Doch schafft mobiles Arbeiten tatsächlich eine bessere Vereinbarkeit? 

Fragt man Eltern, was sie für die Vereinbarkeit brauchen, stehen die flexible Wahl von Arbeitszeit und -ort ganz oben. Doch die Realität sieht manchmal anders aus, etwa wenn aus der Freiheit der Druck erwächst, die vom Chef um 21 Uhr versandte Mail noch zu bearbeiten. 

Die Frage ist: Wie nutzen wir die Vorteile mobilen Arbeitens, ohne in dessen Fallen zu tappen? 

Die vier wichtigsten Tipps für Unternehmer/innen und Führungskräfte: 

  1. Trauen Sie Ihren Mitarbeitenden etwas zu, geben Sie ihnen Verantwortung und Entscheidungsfreiheit. 
  2. Geben Sie Arbeitszeit und Arbeitsort frei, wo immer es möglich ist.
  3. Geben Sie die Verantwortung für Absprachen zu Anwesenheit und Erreichbarkeit weitgehend ins Team. Die Missbrauchsrate ist extrem gering, der Nutzen einer solchen Verantwortungskultur hingegen immens. Und vor allem: Achten Sie darauf, wie Sie über Arbeit, Zeit und Anwesenheit sprechen. Wenn jemand nach einem Home-Office-Tag gefragt wird, ob er seinen freien Tag genossen habe, oder auf die Uhr geschaut wird, wenn jemand um 10 Uhr das Büro betritt, stimmt etwas nicht. 
  4. Zu guter Letzt: Vereinbaren Sie Regeln, z. B. zu Reaktionszeiten. Kaum etwas muss um 21 Uhr noch erledigt werden. Nehmen Sie Druck von Ihrem Team, respektieren Sie Familienzeiten.

Auch Mitarbeiter/innen tragen ihren Teil zum Gelingen mobiler Arbeit bei. Die wichtigsten Tipps für sie: 

Halten Sie Zusagen in Bezug auf Erreichbarkeit und Ergebnisse ein. Setzen Sie Ihre eigenen Bedürfnisse und betriebliche Belange in ein faires Verhältnis. Stellen Sie Kinderbetreuung bzw. Pflege von Angehörigen sicher. Mobiles Arbeiten ersetzt keine Regelbetreuung.

Fakt ist: Mit Kind auf dem Schoß kann man nicht arbeiten. Was aber am wichtigsten ist: Setzen Sie mutig Grenzen. Seien Sie Vorreiter/ in, damit sich die Kultur im Unternehmen weiter entwickeln kann. Für alle Beteiligten gilt: Durch mobiles Arbeiten integrieren sich Beruf und Privatleben wieder deutlich stärker. Damit dies funktioniert, müssen sich alle weiter entwickeln, Verabredungen treffen und im ständigen Dialog bleiben. Richtig umgesetzt, ist mobiles Arbeiten ein großer Beitrag zur Zeitsouveränität und damit zu einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie. 

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