JUHI hilft: Junge Helfer unterstützen im Alltag

Jeder Pflegebedürftige hat Anspruch auf Unterstützungs- und Entlastungsleistungen. Je nach Pflegegrad stehen verschiedene Leistungen in unterschiedlicher Höhe zur Verfügung. Welche Angebote man damit nutzen kann, kann man in der Pflegeberatung  besprechen.

Der Entlastungsbetrag: eine Leistung für alle Pflegebedürftigen

Ein Leistung, auf die alle Pflegebedürftigen, die zu Hause leben, Anspruch haben, ist der sogenannte Entlastungsbetrag. (https://www.bundesgesundheitsministerium.de/entlastungsbetrag.html ) Die Leistung entspricht 125 Euro pro Monat und sie kann bereits ab Pflegegrad 1 genutzt werden. 

Theoretisch ist der Entlastungsbetrag toll, weil er sehr vielfältig eingesetzt werden kann, etwa für Leistungen der Tages- oder Nachtpflege, für die Kurzzeitpflege, für Leistungen des Pflegedienstes oder aber auch für Angebote im Haushalt, also etwa für die Haushaltshilfe, für Einkaufsdienste oder Betreuung des Pflegebedürftigen. In der Praxis ist aber gerade der letzte Punkt oft nicht so einfach, weil diese Leistung nur von anerkannten Dienstleistern abgerechnet werden kann und dies auch landesrechtlich teils unterschiedlich geregelt ist. Für Betroffene ist dies nicht immer leicht zu erfassen. Dazu kommt, dass es oft an entsprechenden Angeboten fehlt. 

Ein junges Unternehmen möchte dies ändern: JUHI, kurz für „Jung hilft“ (www.juhi.de ). Ali Abderrahmane und Burak Erkovan. Bereits als Schüler legten sie den Grundstein für ihr Startup, das sich zur Aufgabe gesetzt hat, Senioren zu helfen und Generationen zu verbinden. Im Interview berichtet Ali Abderrahmane von JUHI:

famPLUS: Ali, wie genau unterstützt JUHI Menschen mit Pflegebedarf und deren Angehörige?

Ali Abderrahmane: JUHI verbindet junge Menschen wie Schüler, Studenten und Azubis mit Senioren, die Unterstützung benötigen. Dies kann Haushaltshilfe, Einkaufshilfe, Betreuung oder einfach gemeinsame Zeit beinhalten, wie UNO spielen oder Spazierengehen. Ein spezieller Algorithmus ermöglicht schnelles Matching, und die Software sorgt dafür, dass das maximale Budget effizient ausgeschöpft wird. JUHI übernimmt auch die Abrechnung mit den Pflegekassen, was den Prozess für die Bedürftigen und ihre Familien stark vereinfacht.

Was ist das Besondere an JUHI?

JUHI fördert den Generationsaustausch und zeigt, dass junge Menschen gerne Älteren helfen und umgekehrt. Die Plattform bietet einen Raum für gegenseitiges Lernen und Verstehen, das in der Gesellschaft sonst selten vorhanden ist. Zudem legt JUHI großen Wert darauf, dass immer die gleiche Hilfsperson zum Kunden kommt, um eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen.

Wie kam es dazu, dass du JUHI gegründet hast?

Burak und ich stammen beide aus einkommensschwachen Familien. Während der Abitur-Zeit benötigten wir Unterstützung, konnten uns aber professionelle Lernhilfe nicht leisten. Ein lokales Projekt brachte uns mit Studenten zusammen, die uns kostenlos Nachhilfe gaben. Diese Erfahrung veränderte unsere Bildungschancen dramatisch. Später erkannten wir durch Nebenjobs einen ähnlichen Bedarf bei Senioren. Sie benötigen im Hilfe Alltag, konnten sich diese aber nicht leisten. Inspiriert durch unsere eigene Geschichte und den Wunsch, etwas zurückzugeben, gründeten wir JUHI. Unser Ziel ist es, qualifizierte und bezahlbare Hilfe für Pflegebedürftige anzubieten und sozialen Ausgleich zu fördern.

Wo kann man JUHI nutzen?

JUHI ist in verschiedenen deutschen Städten verfügbar, darunter Berlin, Leipzig, Dresden, Chemnitz, Köln, Düsseldorf, Dortmund, Duisburg, Bochum und Essen. In Kürze werden auch Frankfurt und Wiesbaden dazukommen (Stand 08.2023). 

Wer kann JUHI nutzen?

JUHI richtet sich primär an pflegebedürftige Menschen mit einem Pflegegrad, bei denen die Abrechnung direkt mit der Pflegekasse erfolgt. Aber auch Privatzahler können die Dienste von JUHI in Anspruch nehmen. Der einzige Unterschied ist, dass wir nicht direkt mit der Versicherung abrechnen können. Hier muss der Kunde in Vorleistung gehen. Aber das sind Privatversicherte ja gewohnt.

Wie funktioniert die Finanzierung für gesetzlich Versicherte?

Sobald ein Pflegegrad vorliegt, stehen monatlich 125 Euro zur Verfügung. Ab Pflegegrad 2 stehen zusätzliche Budgets zur Verfügung, sodass sich insgesamt ein Budget von bis zu 4.000 Euro jährlich ergeben kann. Wenn kein Pflegegrad vorliegt, kostet eine Stunde Hilfe inklusive aller Fahrkosten 30 Euro.

Für Menschen mit Demenz sind konstante Betreuungspersonen wichtig. Ist das möglich und wie ist der Ablauf?

Ja, das ist ein zentraler Aspekt des JUHI-Konzepts. Jeder Kunde wird einem passenden Helfer zugeordnet, mit dem Ziel, dass diese Beziehung mindestens zwölf Monate Bestand hat. Die Helfenden sind flexibel in der Terminvereinbarung, da sie im Durchschnitt nur zwei Kunden betreuen.

Welchen Hintergrund haben die Helfenden?

Sie sind überwiegend Schüler, Studenten oder Azubis und im Durchschnitt um die 20/21 Jahre alt. Sie bringen frische Perspektiven und Energie in das Leben ihrer älteren Klienten und profitieren im Gegenzug von der Lebenserfahrung und den Geschichten der Senioren. 

Was ist der Unterschied zu einem Pflegedienst?

Die Tätigkeit bei JUHI ist als Nebenjob gedacht. Die Helfer betreuen also nicht 30-40 Kunden wie bei einem Pflegedienst. Deshalb wird bei Pflegediensten in Touren gearbeitet. Bei JUHI betreuen die Helfer zwei bis maximal drei Kunden. Sie bekommen die Aufträge per App und können frei entscheiden, ob der Auftrag passt oder nicht. Die wichtigsten Faktoren haben wir vorher in unserer Software berücksichtigt. Zum Beispiel: Ein Helfer mit Katzenhaarallergie geht nicht zu einem Kunden mit Katze.

Und wenn alles passt?

Wenn alles zusammenpasst, nimmt der Helfer den Auftrag an und weiß, dass er nun unbefristet für den Kunden zuständig ist. Im Bewerbungsverfahren wird darauf geachtet, dass nur Helfer eingestellt werden, die beabsichtigen, mindestens sechs Monate zu arbeiten. Der Unterschied zu einem Pflegedienst ist auch, dass diese medizinische Leistungen erbringen. Das tun wir bei JUHI nicht. Fällt im Pflegedienst eine Fachkraft aus, muss eine andere einspringen. Bei JUHI kann der Termin auch um einen Tag verschoben werden. Es gibt allerdings auch Ausnahmen, wo wir dann kurzfristig eine Ersatzkraft schicken. 

Interview: Peggy Elfmann

famPLUS unterstützt hier bei der Helfersuche. Gerne direkt Kontakt aufnehmen unter info@famplus.de

Aktuell ist JUHI noch nicht im ganzen Land vertreten, wir bieten hierzu Alternativen 

News from famPLUS

Image

Labour law issues around holidays in times of pandemic

Trixi Hoferichter is a lawyer for labour law and business mediator. Specialises in management conflicts.

Image

Podcast between KKH Health Insurance & famPlus Topic Multiple Sclerosis

In a new joint podcast episode with the KKH, we talk about the disease multiple sclerosis.

Image

famPlus Podcast - Burnout: How does it feel to be "burnt out"?

The term burnout has become more familiar in recent years and people are being diagnosed with it more and more often.