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Jeder Mensch erlebt Trauer - und doch fällt es schwer, damit umzugehen. Im Berufsleben sind Themen wie Trauer, Tod und Sterben oft ein Tabu. Theres Kirisits weiß aus beruflicher Erfahrung und persönlichem Erleben, was es bedeutet, mit einem Verlust durchs Leben zu gehen - und welche tiefgreifenden Auswirkungen Trauer auf Menschen und ihren Alltag haben kann. Als zertifizierte Trauerbegleiterin unterstützt sie Menschen in solchen Krisen. Eine ihrer Schwerpunkte: Trauer im Job. Sie bietet Seminare und einen Online-Kurs für Unternehmen an, auch speziell für Führungskräfte und Personalverantwortliche. Für famPLUS ist sie als Trauerbegleiterin tätig. Im Interview erläutert sie, wie Trauer am Arbeitsplatz einen Raum finden kann.

Welche Rolle spielt das Thema Trauer am Arbeitsplatz? 

Trauer spielt im Beruf eine viel größere Rolle als uns oft bewusst ist. Wir Menschen sind ja ein Ganzes und wenn wir um eine Person oder um etwas trauern, stehen wir schon morgens mit diesem Gefühl auf. Dieses Gefühl begleitet uns auch zum Arbeitsplatz, denn wir können uns ja nicht von unserem Innenwesen separieren. Und doch erlebe ich immer wieder und kenne das auch von mir, dass wir diese Trauer im Job nicht zeigen. Es heißt, die gleiche Leistung erbringen wie immer, sich auf seine Aufgaben konzentrieren und die Emotionen während der Arbeitszeit sozusagen abspalten. Dieser Anspruch kommt nicht nur von anderen, oft auch von uns selbst.

Was passiert, wenn man die eigene Trauer verdrängt?

Das geht vielleicht eine Zeitlang gut, aber oft ist es so, dass irgendwann ein Ereignis das Fass zum Überlaufen bringt. Wenn Menschen ihre Trauer am Arbeitsplatz nicht zeigen oder nicht zeigen dürfen, bauen sie zunehmend eine innere Distanz auf. Sie fühlen sich immer weniger mit dem Unternehmen verbunden, manche geraten in einen Burnout, andere kündigen, weil sie sich nicht gesehen fühlen.

Ist es ein Tabu, Trauer im Job zu zeigen?

Ja, absolut! Es ist wirklich ein Phänomen, wie ein Thema so gut totgeschwiegen werden kann, obwohl es alle betrifft. Ich denke, es hängt damit zusammen, dass wir Arbeit und Privates trennen. Und Arbeit hängt mit Leistung zusammen. Wenn wir mit unserem Vorgesetzten nie über Privates und Gefühle gesprochen haben, nie offen von schweren Momenten erzählt haben, dann ist eigentlich klar, dass uns das in Krisen schwer fällt. Die Hemmschwelle ist dann sehr groß.

Liegt es also an den Vorgesetzten?

Ich finde, die Verantwortung liegt auf beiden Seiten. Trauernde wissen oft selbst nicht, was sie in diesem Moment brauchen, erwarten manchmal unbewusst zu viel vom Umfeld oder sprechen nicht von sich aus - aus Angst, abgelehnt zu werden oder als schwach zu gelten. Und weil jeder diese Hemmschwelle in sich trägt, existiert rund um das Thema Trauer eine kollektive Hemmschwelle. Gleichzeitig lassen viele Unternehmer:innen diese Themen gar nicht erst im Arbeitskontext zu - aus Sorge, dass es überhandnehmen könnte, oder aus Unwissenheit, weil der Austausch mit Trauerbegleiter:innen oder Fachkräften fehlt. Dadurch bleibt ein Raum ungenutzt, in dem viel Potenzial für Verständnis, Stabilität und gesunde Arbeitskultur liegt..

Was empfiehlst du Menschen, die einen Verlust erleben: Wie damit gut im Job umgehen?

Jeder Mensch erlebt und geht mit Krisen unterschiedlich um. Was ich jeder trauernden Person raten würde: sich über die eigenen Gefühle klar zu werden und für sich Unterstützung holen. Das können Gespräche in der Familie sein, mit vertrauten Menschen, in einer Trauergruppe oder mit einem Trauerbegleiter oder einer Trauerbegleiterin. Diese innere Stabilität hilft dann dabei, selbstbewusst an den Vorgesetzten oder die Vorgesetzte heranzutreten und die Situation zu besprechen.

Du bist Trauerbegleiterin und unterstützt Unternehmen. Was ist da deine Rolle?

Als Trauerbegleiterin unterstütze ich sowohl Mitarbeitende als auch Führungskräfte. Im akuten Trauerfall begleite ich Mitarbeitende in Gesprächen, um ihnen einen sicheren Raum für ihre Emotionen zu geben. Ich denke dabei oft an eine Frau zurück, deren Mutter nach einer zweijährigen Krebserkrankung verstorben war. Sie war tief erschöpft von der emotionalen Last. Nach nur zwei Wochen Krankmeldung wurde von ihr wieder volle Leistungsfähigkeit erwartet. In einem Gespräch mit ihrem Vorgesetzten ging es mir nicht darum, ihre Geschichte im Detail zu erzählen, sondern grundsätzlich aufzuklären: Trauer zeigt sich nicht nur als Traurigkeit. Viele Menschen sind weniger belastbar, können sich schlechter konzentrieren und ermüden schneller. Trauern kostet Kraft - und es braucht Zeit.

Du bist also für beide Parteien da, den Arbeitgeber und die Angestellten? 

Genau, ich bin sozusagen die neutrale, außenstehende Person in der Mitte. Es ist dann nicht mehr diese Spannung zwischen den Parteien, sondern mehr Verständnis und Wertschätzung für beide Perspektiven. So kann es gelingen, bessere Lösungen zu treffen.

Wie sind deine Erfahrungen mit Firmen, die Trauer zum Thema machen?

Durch die Arbeit für famPLUS habe ich viele Firmen und Menschen begleitet. Firmen, die offen für das Thema Trauer und Krisen sind, geben ihren Mitarbeitenden Wertschätzung und das Gefühl, gesehen zu werden. Das hilft enorm. Wenn Firmen dies nicht tun, habe ich oft von unzufriedenen Mitarbeitenden gehört: "Wenn es nicht besser wird, suche ich mir einen anderen Job."

Was können Vorgesetzte, Kollegen und Kolleginnen für einen trauernden Mitarbeiter tun? 

Zum einen hilft es Trauernden enorm, wenn am Arbeitsplatz offen über Trauer gesprochen werden darf. Häufig ist es so, dass Führungskräfte oder Kolleg:innen selbst schon Trauer- oder Verlusterfahrungen gemacht haben - und unbewusst von sich auf andere schließen. Man erzählt von der eigenen Geschichte in der Hoffnung, Trost zu spenden. Doch der Umgang mit Trauer lässt sich nicht vergleichen. Wir neigen dazu zu glauben, dass jemand, der Ähnliches erlebt hat wie wir, ähnlich fühlt. Doch das ist selten der Fall, weil Menschen und ihre Lebensumstände unterschiedlich sind.

Worauf kommt es also an in einem Gespräch? 

Wichtig ist, eine offene Haltung zu haben, das Gespräch zuzulassen und auch auszuhalten. Wenn der Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin dann heulend vor einem sitzt, weiß man vielleicht nicht richtig, wie man damit umgehen soll. Aber, und da möchte ich Mut machen, es genügt schon, einfach da zu sein, vielleicht ein Taschentuch zu reichen. Es braucht keine Ratschläge, braucht keinen konkreten Plan, sondern das Wichtigste ist erstmal, für die Person da zu sein und ihr zuzuhören. Beim Trauern geht es vor allem um aufrichtige Anteilnahme.

Wie sieht es praktisch aus? Haben Angestellte so etwas wie ein Recht auf Freistellung?

In der Regel erhalten Angestellte Sonderurlaub, wenn ein naher Angehöriger stirbt. Es gibt allerdings keine allgemeine gesetzliche Regelung, wie lange dieser Sonderurlaub ist. Gängig sind ein bis drei Tage. Häufig ist der Sonderurlaub nur auf Eltern, Ehe- oder Lebenspartner und Kinder begrenzt. Das ist im Arbeitsvertrag geregelt. Diese Freistellung genügt, um das Nötigste rund um die Verabschiedung zu regeln, aber nicht, um sich wirklich mit der Trauer zu beschäftigen. Wenn zum Beispiel eigene Kind gestorben ist, ist das eine tiefe Verlusterfahrung. Da kann man nicht nach ein paar Tagen so weitermachen wie bisher.

Wie können Angestellte damit umgehen? 

Das hängt immer davon ab, wie es der Person geht. Es ist wichtig, im Unternehmen offen darüber zu sprechen, wie gut man die beruflichen Aufgaben ausführen kann. Ideal ist es, wenn der oder die Vorgesetzte mit der trauernden Person gemeinsam besprechen kann, was leistbar ist und was nicht. Die Frage ist dabei, welche Rolle die Person hat. Welche Aufgaben hat sie und welche sind wirklich wichtig? Wer könnte Aufgaben übernehmen? Was lässt sich verschieben?

Wie können Führungskräfte die trauernden Mitarbeitenden unterstützen? 

Ich rate, auf beide Bedürfnisse zu schauen. Zum einen die persönlichen Gefühle zu sehen und darauf mit ehrlicher Anteilnahme zu reagieren. Ein ernst gemeintes "Ich sehe, dass das gerade schwer für dich ist." genügt oft. Und dann sind da die beruflichen Aufgaben, über die gilt es zu sprechen. Am wichtigsten ist es, dass sich Unternehmen nicht erst im Akutfall mit dem Thema beschäftigen, sondern die Personalverantwortlichen früh klären, wie sie trauernde Mitarbeitende unterstützen können. Meine Erfahrung zeigt: Unternehmen, die ihre Mitarbeitenden in schweren Zeiten unterstützen, erhalten dafür langfristig Vertrauen und Loyalität zurück.

Wie kann das beispielsweise aussehen? 

Das könnte so aussehen, dass man zwei Wochen unbezahlte Freistellung nutzen kann und zwar für jeglichen Trauerfall eines Angehörigen. Es kann ja auch sein, dass einem der Tod der Oma sehr nahe geht, weil sie wie eine Mutter für einen war. Das Thema braucht individuellen Spielraum, einfach weil wir Menschen individuell mit Trauer umgehen. Aber nicht jeder möchte lange wegbleiben. Manchen tut das Arbeiten ja gut, weil es Halt gibt. In meinem Online-Kurs trauer@work teile ich viele verschiedene Ansätze und Möglichkeiten, die Unternehmen kurz-, mittel- und langfristig integrieren können, um Trauer am Arbeitsplatz achtsam zu begleiten.

Nicht jede Firma ist offen für das Thema Trauer. Was rätst du Trauernden, die auf Widerstand in ihrem Unternehmen stoßen. Dann doch einfach krankschreiben lassen?

Das ist oft der einfache Weg, dass trauernde Angestellte sich krankschreiben lassen. Aber man ist ja nicht krank. Und es vermittelt den Anschein, dass man danach den Job wieder wie gewohnt ausüben kann. Unsere Vorstellung von Trauer ist oft: Man trauert ein bisschen - und dann ist es vorbei. Doch Trauer verläuft nicht linear. Sie kann sich über Jahre hinweg zeigen, in Wellen wiederkehren und je nach Jahreszeit, Geburtstag oder Todestag besonders spürbar werden. Wie das Meer: Mal sind die Wellen ruhig und kaum wahrnehmbar, mal rollen sie plötzlich und kraftvoll an. Und genau wie am Meer können wir lernen, mit ihnen zu gehen, statt uns dagegenzustemmen.

Was also tun? 

Ich verstehe, dass es schwerfällt, Trauer im Unternehmen zum Thema zu machen, besonders wenn bisher wenig Offenheit dafür da war. Doch es braucht - wie bei vielem im Leben - mutige Menschen, die bereit sind, den ersten Schritt zu gehen. Menschen, die sich trauen, einen neuen Raum zu eröffnen und so Veränderung in Bewegung zu bringen, von der letztlich alle profitieren.


Quelle:

https://www.trauraumtheres.com/

 

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